Völkerverständigung auf dem Bauernhof
Französische Jungbauernschüler im Praktikum auf Passauer Höfen
Was haben der Franzose Anthony Guillaume und der Fürstenzeller Alois Huber gemeinsam? Sie melken zusammen, sie mähen zusammen, sie essen zusammen… . 3 Wochen lebte der 17jährige aus Bourg-en-Bresse aus dem französischen Jura auf dem Haindlhof.
„Wir konnten kein Französisch und er konnte kein Deutsch!“ lacht Alois Huber, „aber lustig und schön war´s!“. Der junge Anthony besucht in Frankreich eine landwirtschaftliche Schule. Viele Praktika stehen auf dem Programm. Viele Mitschüler entschlossen sich zu einem Auslandsaufenthalt: Zu Schweden, Irland und Deutschland fand die Schule Kontakt.
Auf Vermittlung von Alois Burgholzer, Lehrer an der Passauer Landwirtschaftsschule, fanden 6 französische Jungbauern geeignete Praktikumshöfe rund um Passau. Das betriebliche Spektrum war weit gefächert. Hans Wölkl aus Gründobl konnte „seinem“ Benjamin eine interessante Variante bieten: „Unser Hof hat sich vor allem auf Obst spezialisiert!“ Apfelsaft, Apfelessig, Apfelringe, Apfelmost wollte der Jungbauer probieren. Auch vom Hofladen des Gründobler Hofes zeigte er sich begeistert: „Wir vermarkten auch unseren eigenen Honig und die Birnenerzeugnisse. Das hat ihn sehr interessiert!“ weiß der PassauerLandLeben-Bauer. Besonders angetan hatte es dem Schüler das Bienenhaus: „Never seen this!“
Anthonys Zuhause ist am westlichen Rand des Jura-Gebirges. Das Land zeigt sich ähnlich hügelig wie rund um Fürstenzell. Die Betriebe sind auch hier sehr unterschiedlich und haben Nischen gefunden. Die Eltern betreiben Weidehaltung mit ihrer Milchkuhherde. Auch im Winter fressen die Tiere nur Heu – keine Silage. Voraussetzung für den leckeren Comté-Käse – den typischen Bergkäse aus dieser Region. So waren das Mähen, Melken und Bobcat-Fahren kein Problem und Anthony bald für die Hubers eine echte Hilfe. Bestaunen konnte er die Hofkäserei – etwas „plus petit“ als die Comté-Molkerei!
Benjamin vermittelte mit allen „Extremitäten“ (=“Händ und Fiaß“), was seinen Betrieb ausmacht: Er ist fast schon bei Lyon zuhause – ein ebener Landstrich, auf dem die Familie Bonnaviat Ackerbau betreibt, Tabak anbaut und Bullen vermarktet. Trotz der unterschiedlichen Betriebsstruktur legte der 17jährige in Bayern fleißig Hand an: Bäume wurden am Spalier befestigt, mehltaubefallene Zweige herausgeschnitten und der Obstgarten gemulcht. Auch bei den Wölk´schen Schweinen hatte er keine Berührungsängste: Sein „Chef“ Hans konnte ihm viele Arbeiten anvertrauen und freute sich über den Lernerfolg.
Damit der Aufenthalt für die „stagiaires“ zum schönen Erlebnis wurde, unternahmen die Familien verschiedene, gemeinsame Ausflüge. Der Neuschöner Baumwipfelpfad und die St. Englmarer Rodelbahn fanden ebenso großen Anklang wie der herrliche Ausflug an den Chiemsee. Hier wurde besonders das Schloss bestaunt. Fachliches konnte auf dem Gemeinschaftshof in Renfting begutachtet werden: Der Bio-Milchbetrieb mit Melkroboter wurde von allen interessiert erforscht.
Das Gepäck voll mit Eindrücken, Geschenken der Gastgeber ( z.B. Weißbiergläser oder ein eigens angefertigtes Passauer Kochbuch) und Mitbringsel für die Familien zuhause (Haindlhof-Käse, Weißbier!) verließen die Jungbauern schweren Herzens die „Wahlheimat“ Niederbayern. Die ersten Mail-Kontakte zeugen von den schönen Stunden, die hier verbracht wurden und versprechen ein Wiedersehen.